21.03.2022
Millionen Augenblicke: Mitmachforschung zu Augenbewegungen im Gießener Mathematikum
Gemeinsames Forschungsprojekt von JLU Gießen und Mathematikum will größten Datensatz der Welt erheben, um menschliche Augenbewegungen zu verstehen.
Marcel Linka zeigt stolz auf die Holzkabine, deren Innenleben er programmiert hat und die jetzt im ersten Stock des Gießener Mathematikums steht. Wer sich hinein traut, sitzt vor einen Bildschirm, auf dem Erklärvideos und Bilder gezeigt werden. Dabei werden die individuellen Blickbewegungen von einer speziellen Kamera verfolgt. Wer mitmacht, kann am Ende seine Augenblicke mit denen anderer vergleichen.
Marcel Linka ist Doktorand in der Arbeitsgruppe von Benjamin de Haas an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und will mit Hilfe des Mathematikums den weltweit größten Datensatz zu Blickbewegungen erheben. Normalerweise werden für solche Studien ein paar Dutzend Freiwillige eingeladen, die dann ins Labor an der JLU kommen. Das neue Exponat bzw. Forschungsprojekt ist am Montagl, 21.03.2022, offiziell eröffnet worden.
Die Netzhaut kann nur einen sehr kleinen Bereich klar auflösen. Deswegen ist Sehen auf sprunghafte Augenbewegungen angewiesen. Die Blickbewegungen pro Sekunde folgen auf unterschiedliche Art und Weise. Für seine Doktorarbeit entwickelte Marcel Linka einen Fünf-Minuten-Test, um solche Blickbewegungen zu vermessen. Teilnehmende schauen dafür lediglich auf ein paar Bilder alltäglicher Szenen. Mit dem Exponat ist es möglich den individuelle Augenbewegung sichtbar zu machen.
Für das Experiment möchten Marcel Linka und Benjamin de Haas mindestens 10.000 Teilnehmende gewinnen und so „Millionen Augenblicke“ vermessen. Dr. de Haas, der Betreuer von Marcel Linka, ist überzeugt, dass alle Teilnehmer einen ganz besonderen Einblick in die eigene Wahrnehmung gewinnen können und jeder bzw. jede unterstützt damit wichtige Grundlagenforschung, die am Ende auch zur diagnostischen Nutzung von Augenbewegungen beitragen kann. Es ist von großer Freude, dass das Mathematikum die Idee von Anfang an mitgetragen hat und dass der europäische Forschungsrat dies finanziert.
Mehr Informationen in der JLU Pressemitteilung, in den Videobeiträgen von SAT1 und RTL Hessen (Ep. 57 vom 22.03.22) oder den Presseberichten der Gießener Allgemeinen, Oberhessischen Presse, Frankfurter Neue Presse, ntv und die Zeit.